Die Geschichte der Besamungsstation Wölsau

  • Geschichtler Abriß

  • Bauliche Entwicklung

  • Spermaproduktion

  • Züchterische Entwicklung

Geschichtlicher Abriß

 

Da in der Nachkriegszeit massiv Deckseuchen grassierten, war die Fruchtbarkeitslage in den damaligen Rinderbeständen denkbar schlecht. Dr. Tuchlinski empfahl den Bauern als einzig wirksame Gegenmaßnahme die Einführung der künstlichen Besamung. In den Gemeinden Lorenzreuth und Wölsau entschloß man sich als erste zu der modernen Befruchtungsmethode. Seit dem 1.1.1950 wird in diesen zwei Gemeinden bis zum heutigen Tag der Rinderbestand über die künstliche Besamung vermehrt. Der Samen wurde zunächst von dem damals neu gegründeten Besamungsverein Neustadt an der Aisch besorgt. Die Milchversorgung Marktredwitz bezuschußte damals die Erstbesamung mit 2,- Mark, um sich auch weiterhin die Beschaffung des Rohstoffes Milch zu sichern.

Zum 15. März 1951 lud der damalige Ortsobmann des Bauernverbandes Lorenzreuth, Herr Gustav Gläßel, zu einer Versammlung in der Gastwirtschaft Pöhlmann ("Grüner Baum") in Lorenzreuth ein mit dem Zweck, eine Besamungsgenossenschaft zu gründen. Herr Direktor Opel vom Milchhof Marktredwitz leitete als zukünftiger Geschäftsführer der Genossenschaft die Versammlung. Herr Dr. Kurt Tuchlinski gab die technischen Erläuterungen. Als erster Vorstandsvorsitzender der neu gegründeten Genossenschaft wurde Bürgermeister Richard Glaß, Wölsau (Mitglied Nummer 1) gewählt. Als 2. Vorstand Gustav Gläßel, Lorenzreuth (Mitgl. Nr. 2). Als Aufsichtsratsvorsitzender konnte Bürgermeister Adolf Rasp aus Korbersdorf (Mitgl. Nr. 3) gewonnen werden. Weitere Aufsichtsräte wurden Heinrich Rogler, Brand (Mitgl. Nr. 4) und August Hanold, Marktredwitz (Mitgl. Nr. 8). Neben den gewählten Ehrenamtlichen traten an diesem Abend von den 42 anwesenden Landwirten drei weitere Mitglieder der Genossenschaft bei. Dies waren Gottfried Fickentscher, Brand (Mitgl. Nr. 5), Adolf Purucker, Brand (Mitgl. Nr. 6) und Karl Reichel, Brand (Mitgl. Nr. 7). Es dauerte über 1 ½ Jahre (bis zum 19.8.52) bis die 8 Gründungsmitglieder amtlich beim Registergericht eingetragen waren. Die künstliche Besamung breitete sich im Rahmen der Deckseuchenbekämpfung schnell aus und fand auch schnell Anerkennung bei den Landwirten, was sich in den Beitritten zur Genossenschaft abzeichnet. Kurz nach der Gründungsversammlung traten weitere 50 Mitglieder aus den Gemeinden Lorenzreuth, Wölsau, Haag, Brand, Haingrün, Thölau, Marktredwitz und Korbersdorf der Genossenschaft bei (Eintragung 25.9.52). Ca 170 weitere Mitglieder aus Waldershof, Seussen und Groschlattengrün (Eintragung 17.10.52, 28.10.52, 31.12.52) traten im Folgenden der Genossenschaft bei.

In der Anfangszeit wurde die künstliche Besamung durch die damaligen Amtstierärzte Dr. Lochmüller, Wunsiedel und Dr. Altmann, Kemnath stark gefördert. Sie erkannten, dass die künstliche Besamung der einzig richtige Ausweg aus der prekären Situation war. Die Tierzucht, aber auch das Ministerium in München stand den Bestrebungen im rauhen Fichtelgebirge, damals am Rande des eisernen Vorhanges, äußerst skeptisch gegenüber und gaben einer Besamungsstation keine Aussicht auf Weiterentwicklung. So mußten die ersten Versammlungen zum Teil gegen die Verbände abgehalten werden, da diese Angst um ihren Zuchtbullenmarkt hatten. Widrige Straßenverhältnisse waren für die Versammlungen und die spätere Betreuung der Betriebe kein Hindernis. Mit Lehrfilmen konnte die Besamungs - Technik den Landwirten und auch den Bürgermeistern vorgeführt werden.

Viele Gemeinden (die ja damals zur Vatertierhaltung verpflichtet waren) und Bullenhaltungsgenossenschaften konnten von der neuen Technik überzeugt werden und traten der Genossenschaft bei. Lange Zeit wurde von den meisten Gemeinden die künstliche Besamung auch finanziell gefördert. Nach kurzer Zeit erkannten auch die Zuchtverbände die Chancen, die in der künstlichen Besamung lagen und arbeiteten mit den Stationen zusammen. Entsprechende Vereinbarungen wurden schon 1974 geschlossen.

Die steigende Nachfrage führte am 10.1.53 zur Anstellung des ersten Besamungstechnikers der Station. Herr Ludwig Postner aus Waldershof hat im Laufe seiner Karriere weit über 125´000 Erstbesamungen durchgeführt. Am 31.3.1975 trat Herr Postner in den wohlverdienten Ruhestand. Die Besamungen in Wölsau werden, da von den Tierärzten das Interesse an der Durchführung der Besamung von Jahr zu Jahr geringer wurde, überwiegend von Besamungstechnikern durchgeführt.

1967 wurde von Dr. Kräußlich anläßlich der Vertreter – Versammlung das Besamungs- zuchtprogramm vorgestellt. Die gezielte Paarung der besten Kühe mit ausgewählten Bullen ist noch heute die Basis des Zuchtprogrammes. So wurde 1971 für die "Gezielte Paarung" 15 Bullen ausgesucht. Die ausgesuchten Kühe mussten mindestens einen Zuchtwert von +600 kg Milch und ansonsten Top sein. Im anschließenden Prüfeinsatz sollen zur Zuchtwertermittlung mindestens 300 MLP - Kühe besamt werden. Von 18 Prüfbullen wurden nur 3 positiv geprüfte Bullen erwartet. Es galt daher Wartebullenplätze zu suchen. Mit dem Anwesen Flügel in Wölsau wurde man für die Zeit von 1971 bis 1977 fündig. Mit dem 1977 gebauten Wartebullenstall wurde die Station auch in der Bullenhaltung selbständig. 1979 wurde von der Wartebullenhaltung auf die Samen - Langzeitlagerung umgestellt. Einfacherer Umgang mit den Bullen, bessere Samenqualität und Kosteneinsparungen sprachen dafür, von jedem Stier 20´000 bis 30´000 Portionen Samen einzulagern und den Stier vor Erreichen seines Zuchtwertes zu schlachten. Das Verfahren wird noch heute mit den meisten Stieren an der Station angewandt. Mit den eingelagerten Portionen kann der Bedarf im Einzugsbereich von Wölsau bis auf wenige Ausnahmen so lange abgedeckt werden, bis Söhne von dem ausgesuchten Stier zum Prüfeinsatz zu Verfügung stehen.

Wachsende Besamungszahlen machten es fast nicht mehr möglich, die statistische Auswertung der Daten und das Rechnungswesen in traditionellem Sinne durchzuführen. Die Einführung der EDV war unumgänglich. In dem damaligen Geschäftsführer Dr. Erich Schröder fand sich auch ein erfahrener EDV-Mann, hat er doch zuvor schon einige Jahre beim LKV in Schleswig-Holstein auf diesem Gebiet Erfahrungen sammeln können. Die ersten Versuche wurden mit einem Datenverarbeitungsunternehmen außer Hause gemacht. Es erwies sich jedoch bald als sinnvoll, ein Softwarehaus zu suchen und die ganze Datenverarbeitung im eigenen Hause durchzuführen. In der Firma Reck - Software fand sich ein sehr offener und angenehmer Partner, der auch bereits bei einer anderen Besamungsstation (Herbertingen) tätig war. Als eine der ersten Stationen in Bayern wurden in Marktredwitz alle Bereiche im eigenen Hause durchgeführt.

Heute deckt die EDV-Anlage die Bereiche Besamungsscheindatei (als Herz aller Berechnungen), Bullendatei, Labordaten, Mitgliederdaten und Angestelltendaten ab. Das ganze Rechnungswesen (Abrechnung mit den Landwirten, Löhne und Gehälter, Bilanzierung), die Auswertung der Besamungsdaten (Befruchtungsergebnis der Bullen, Besamungsergebnis der Techniker, Fruchtbarkeitslage in den Betrieben), die Kommunikation mit den Banken (zur Abrechnung) und dem LKV (zur Zuchtwertberechnung), und die Überwachung der Samenproduktion und des Samenlagers sind heute zu wesentlichen und unentbehrlichen Hilfsmittel in der Führung des Unternehmens Besamungsstation geworden. Eine schnelle Abwicklung des Rechnungswesens über Bankeinzug und eine stets aktuelle Übersicht über die wirtschaftlich wesentlichen Eckdaten der Besamungsstation ist heute nicht mehr wegzudenken. Daß die Entscheidung zur hausinternen EDV richtig war läßt sich daraus ersehen, daß mehr und mehr Besamungsorganisationen dem Beispiel Marktredwitz folgten. Da die ursprüngliche Betreuungsfirma Konkurs anmelden mußte, wurden die Mitarbeiter von der Firma RuB Software übernommen, die heute mehrere Zucht- und Besamungsstationen in Deutschland betreut.

Die moderne Zeit der Tierzucht ist gezeichnet durch entsprechend starke Regeln und Gesetze, die im Hinblick auf den großen möglichen Absatzmarkt und die sich daraus ergebenden Gefahren für den Verbraucher auch notwendig sind. Die Grundlage für den Betrieb einer Besamungsstation ist in Tierzuchtgesetzen, welche sich jeweils auf Länder-, Bundes- und EG- Ebene bewegen, mit den entsprechenden Ausführungsbestimmungen und Verordnungen festgelegt. Die daraus resultierende "Betriebserlaubnis" enthält zur Zeit noch einen sachlichen und räumlichen Tätigkeitsbereich der entsprechenden Station. Diese Grundfesten werden mit den geplanten Änderungen zur Liberalisierung in der Tierzuchtgesetzgebung in naher Zukunft fallen. Im weiteren sind die hygienischen Bedingungen für die Bullenhaltung, die Samengewinnung, die Samenaufbereitung und den Samenhandel in einer Richtlinie der Europäischen Gemeinschaft festgelegt. Die Bedingungen wurden von der Besamungsstation Marktredwitz schon Jahre zuvor erfüllt. Die EG - Zulassungsnummer (D-KBR 013 - EWG) konnte deshalb am 13.3.1990 und am 11.2.1994 für die Besamungsstation und am 1.2.1994 für die Embryotransfereinheit (D - ETR 013 - EWG) problemlos erteilt werden.

   

 

 

 

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Um im internationalen Spermahandel mit entsprechendem Gewicht auftreten zu können haben sich die deutschen Besamungsorganisationen zu einer gemeinsamen Vermarktungseinrichtung, der "SPERMEX‘, zusammengeschlossen. Der Kreis der Mitgliedstationen in der Spermex ist in den letzten Jahren auf die wesentlichen Stationen in Süddeutschland mit Schwerpunkt Fleckvieh, Gelbvieh und Braunvieh geschrumpft. Der allgemeine Geschäftsbetrieb der Spermex wird zur Zeit durch das Zuchtviehkontor München wahrgenommen. Wieweit die Samenvermarktung auch in Zukunft unter dem Umfeld der "BSE" – Krise eine wesentliche Rolle spielen wird, wird sich zeigen. Die Geschäftspolitik in Wölsau ist so ausgerichtet, daß die finanzielle Absicherung allein durch das Zweckgeschäft, die Besamung in den Mitgliedsbetrieben, gegeben ist. Die Einnahmen aus dem Samen – Export wurden stets als ein angenehmes Zusatzeinkommen, nie als Standbein, betrachtet.

Nicht zu vergessen ist die enge Zusammenarbeit mit den Regierungsstellen. Ohne die große finanzielle Unterstützung des Freistaates Bayern in vielen Bereichen der Tierzucht (Milchleistungs- und Fleischleistungskontrolle, LKV, Datensammlung und -Auswertung, Zuchtwertschätzung, Nachzuchtbewertung, Organisation von Ausstellungen und Tagungen .... ) könnte die Besamung nicht mehr so kostengünstig arbeiten. Es sei an dieser Stelle allen Verantwortlichen gedankt und gleichzeitig die Hoffnung auf eine anhaltende Unterstützung zum Wohle der bayerischen Landwirtschaft ausgesprochen.

 

 

Bauliche Entwicklung

Die Bullen waren zunächst in der näheren Umgebung von Marktredwitz bei Landwirten und im Verbandshof untergebracht und wurden täglich nach Bedarf abgesamt. Mit Fahrrad oder später auch mit Motorrad und dem frisch gewonnenen Samen „bewaffnet‘ fuhr der Techniker zu den Landwirten hin und führte die Besamung noch unter Fingerkontrolle durch. Die Trächtigkeitsergebnisse konnten sich schon zu den damaligen Zeiten sehen lassen. Das Ergebnis lag deutlich über den Resultaten, die im Natursprung erreicht wurden.

Die lange Suche nach einer entsprechenden Unterkunft für die Bullen und für die Einrichtung eines Labors endete 1952 in Wölsau. Nach einigen Startschwierigkeiten konnte am Ortsausgang in Richtung Brand ein Haus, das jetzige Wohnhaus errichtet werden, in dem die Stallungen für drei Bullen, ein Sprungraum, ein Labor und eine Wohnung für den Tierbetreuer und ersten Besamungstechniker Herrn Postner errichtet werden konnte. Der Grundstein für die heutige Besamungsstation war gelegt. 1959 wurde dieses ursprüngliche Stationsgebäude aufgestockt, um Betriebswohnungen zu errichten.

 

1956 wurde ein Behelfsstall für 4 weitere Bullen errichtet. Da der Platz dem steigenden Bedarf nicht genügte, wurde im selben Jahr der landwirtschaftliche Betrieb Simon Ruckstroh, Oberredwitz für die Haltung von vier weiteren Bullen angepachtet. Aber auch bei den Mitgliedsbetrieben Karl Küspert und Josef Sattler – beide Oberredwitz – konnten Bullen untergestellt und für die Besamung genutzt werden. 1958 wurde der jetzige „alte Stall“ mit 18 Bullenplätzen und angegliedertem Absonderungsstall mit 3 Bullenplätzen gebaut.

1960 / 61 wurde das Verwaltungsgebäude, damals mit Labor, Büro und Wohnungen errichtet.

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1963 entstanden die Garagen und die Maschinenhalle (jetzige Werkstatt), 1964 die nicht mehr aktiv benutzte Bewegungsbahn für die Zuchtbullen. 1966 wurde ein neues Labor (jetzt: Samenausgabe und Langzeitlager) an den alten Stall angefügt, da das 1965 eingeführte Tiefgefrierverfahren entsprechend mehr Platz für Labor und Stickstoffproduktion benötigte. Als Übergangslösung wurde dem Querbau auch ein Stallraum für 10 Bullen angefügt.

Die Nachfrage zur künstlichen Besamung stieg von Jahr zu Jahr. Mit dieser Nachfrage stieg auch der Platzbedarf für die Bullenhaltung.

1971 konnte der „Flügelhof“ in Wölsau (17 Bullen, 4 Kälber) als Wartebullenstall gepachtet werden. Diese Lösung hatte für 6 Jahre Bestand.

 

 

 

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1976 konnten erneut 3000 qm Grund im Anschluß an das Stationsgebäude erworben werden, worauf ein neuer Wartebullenstall mit 30 Standplätzen und einem eingegliederten Kälberstall mit 5 Buchten erstellt werden konnte.

Ein 120 m2 großer Sprungraum verbindet nun den neuen Wartebullenstall mit dem zum Labor umgebauten Querbau. Als Schutz vor den kalten Ostwinden wurde 1977 an der Ostseite eine Maschinenhalle errichtet, die 1993 erweitert wurde. Die ursprünglich zum neuen Wartebullenstall errichteten zwei 250 m3 Hochsilos reichten bei der Umstellung zur ganzjährigen Silagefütterung nicht mehr aus. 1984 wurden zwei weitere Silos installiert. Im Jahre 2000 wurde der im Wartebullenstall integrierte Kälberstall abgerissen und zu weiteren 6 Bullenplätzen umgebaut. Im selben Jahr wurde der nördliche Teil der neuen Maschinenhalle zu drei Laufställen für jeweils drei bis fünf Stiere in Tiefstreu umgestaltet und dafür die Maschinenhalle nach Süden verlängert.

 

 

2009 wurden erneut 3000 qm Grund im Anschluss an obiges Gelände gekauft. Auf diesem Grundstück konnte ein moderner Wartebullenstall erstellt werden Mit 98 Plätzen in 5er Gruppen als Tretmiststall konzipiert, bietet der am 10.10.2010 eingeweihte Stall Bullenkomfort auf höchstem Niveau!

Spermaproduktion

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Ein eng umschriebenes Gebiet, anfängliche Schwierigkeiten in der Akzeptanz und ein unermüdlicher Einsatz der Pioniere ermöglichten die Versorgung eines großen Gebietes mit Frischsperma. Ein - wie wir es heute noch in der Schweinebesamung sehen- nicht unbeschwerliches und auch störungsanfälliges Verfahren. Schon bald wurden - vor allem in den Ostblockstaaten- Untersuchungen zur Tiefgefrierkonservierung von Bullensperma durchgeführt. Auf dem Triester Weltkongress wurde 1964 das Verfahren der Pellettherstellung vorgestellt. Bullensperma war so plötzlich unabhängig von Zeit und Raum, immer und überall, verfügbar. So erst konnte die Besamung Einzug in alle Stallungen finden. Die ersten Pelletts wurden in Marktredwitz schon im Jahre 1964 erstellt. Am 21.5.65 wurde das erste Mal TG – Sperma in der Praxis eingesetzt. Das Befruchtungsergebnis war nur unwesentlich durch die Pellettierung verschlechtert. Die Vorteile (Verfügbarkeit, Bullenauswahl, ...) überwogen, so daß das Verfahren bald richtig Fuß faßte. Seit dem 1.8.66 sind Spermapelletts routinemäßig in Wölsau im Einsatz. Mit mehreren Versuchen mit Kombipelletts wurde anfangs der 70er – Jahre eine Optimierung des Verfahrens allerdings erfolglos versucht. 1972 erfolgte die vollständige Umstellung auf Tiefgefrier – Sperma. Von Dr. Tuchlinski wurde der Pellett – Verdünner in seiner Zusammensetzung so verändert, daß optimale Befruchtungsergebnisse erreicht werden konnten. Zu Beginn der Spermatiefgefrierung war flüssiger Stickstoff in Nordostbayern noch nicht ohne Probleme zu beschaffen. Daher wurde 1971 eine Luftverflüssigungs – Anlage an der Station installiert. Bis 1980 wurde der benötigte flüssige Stickstoff an der Station selbst hergestellt. Nachdem Flüssigstickstoff auch in anderen Produktionsverfahren der Industrie eingesetzt wurde, konnte die Stickstoff - Versorgung von Lieferanten gewährleistet und kostengünstig angeboten werden.

Neue Verfahren der Spermaaufbereitung und Spermakonfektionierungen wurden stets beobachtet und erprobt, kein Verfahren konnte im Befruchtungserfolg und in der Wirtschaftlichkeit mit dem Pellet konkurrieren. Die meisten Besamungsstationen in Mittel- und Süddeutschland haben auf die Konfektionierung in Plastik – Röhrchen umgestellt. Die Besamungsstation Marktredwitz produziert deshalb lange Zeit von jedem Bullen eine bestimmte Anzahl Pailletten, um den Bedarf anderer Stationen in der gezielten Paarung abdecken zu können.

Im Rahmen der Harmonisierung im EG-Binnenmarkt wurde das Pellett aus verschiedenen Gründen (Chargenbezeichnung, Beschriftung, ...) nicht als Handelsware zugelassen. Deshalb mußte im Jahr 1992 die Produktion von Pelletts eingestellt werden.

Seither wird der Samen in feinen Pailletten mit ¼ ml Inhalt verpackt und eingelagert. Zu Beginn wurden herkömmliche Palleten mit Baumwollstopfen verwandt.

Da eine nicht unwesentliche Menge des Samens im Baumwollstopfen bleibt, wurde das "Golden Ball“ – Verfahren 1997 eingeführt. Der Baumwollstopfen ist hierbei durch eine Metallkugel ersetzt. Der Verschluß ist hierbei 100 prozentig gewährleistet.



Züchterische Entwicklung

Zu Beginn der Besamung wurden alte, im Natursprung bewährte Bullen eingesetzt. Schon bald wurden die Bullen zum einen wegen der druch die Tbc-Bekämpfung bestehenden Bullenknappheit aber auch zur Blutauffrischung außerhalb des Zuchtgebietes auf Märkten in Blaufelden, Moosbach, Wertingen oder auch aus dem kurhessischen Zuchtgebiet erstanden. Mit den stets wachsenden Besamungszahlen und vor allem mit dem stets vermehrten Interesse der Landwirte an der Milchleistungskontrolle konnte von staaatleicher SEite ein Bullenprüfprogramm für Jungbullen entwickelt werden. Heute sind die Begriffe "Gezielte Paarung", "Bullenmutter"  "Prüfbulleneinsatz" allen bekannt und zur Erlangung von Spitzenvererbern ein absolutes Muß.

Erbonkel

Einer der erste Besamungsbullen war - neben Punsch und Plinias der am 02.09.1948 in der Strafanstalt Bayreuth geborene Bulle "Erbonkel". Vom 1.4.1953 bis 26.7.1954 im Einsatz leistete er tierzüchterische Pionierarbeit. Seine Letzten Töchter wurden anfang der 1970 Jahre geschlachtet, was die Ausdauer und Leistungsbereitschaft seiner Töchter unter Beweis stellte.

Hassan

 

 

 

Es gibt viele lobenswerte Erwähnung und die Besamungsgenosseschaft Wölsau brachte über die Jahrzehnte viele nennenswerte Bullen hervor. Einer von ihnen war der legendäre Haxl-Sohn "Hassan".

Der 1971 von J. Haindl in Haistrach-Palling (Obb.) gezogene Bulle leistete der Station über 10 Jahre treue Dienste und zeugte über 35.000 Nachkommen. Weltweit in den Zuchtprogrammen eingesetze Bullenvater prägte mit seinem Einsatz die Fleckviehzucht. Seine Langlebigkeit, seine makellosen, umsatzbetonten Töchter mit ihren geräumigen, leistungsbereiten Eutern konnten überzeugen. All dies war es was Hassan zu einem der wohl bedeutensten Vererber in der wölsauer Geschichte gemacht hat.

All diese Bullen und viele mehr waren maßgeblich beim Bau des Fundaments "BG Wölsau" beteiligt. Doch selbst die besten Bullen vermögen keine Erfolge zu erzielen, wenn sie nicht gezielt eingesetzt werden. Daher war "Zucht" eine Angelegenheit der Erfahreneren. Man erkannte aber das Potenzial der jungen Landwirte, die mit Fleiß und Leidenschaft an das Thema Tierzucht gingen und auch heute noch davon begeistert sind. So wurden 1990 und 1991 in Zusammenarbeit mit den Zuchtverbänden in den Landkreisen Hof, Wunsiedel und Tirschenreuth die ersten Jungzüchterklubs gegründet.

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